Heilwolle bei wunden Brustwarzen, wundem Po & Husten

Heilwolle haben frischgebackene Eltern häufig in der Hausapotheke - doch was kann die eigentlich?

In diesem Beitrag zeige ich dir,
• was Heilwolle so besonders macht,
• wann sie wirklich hilft – und
• wie du sie sicher und sinnvoll einsetzt.

Kurz: Alles, was du wissen musst, damit sie nicht im Wochenbett-Regal verstaubt.

Bereit? Los geht’s. 🧶

Hallo, ich bin Clara Steinbrück. Als Apothekerin, Stillberaterin und dreifache Mama gehören Erkältungen zu meinem Alltag. In meinem Buch Kinderleicht durch die Erkältungszeit teile ich mit dir all mein Wissen, wie du dein Kind liebevoll und effektiv bei einer Erkältung begleiten kannst.

Was ist Heilwolle eigentlich?

Heilwolle ist nichts anderes als normale Schafwolle, die durch ein besonderes Verfahren – das sogenannte Kardieren – in ihre typische, watteähnliche Form gebracht wird. Dieser locker-luftige Vlies speichert Wärme besonders gut und fühlt sich auch wunderbar weich auf der Haut an.

Das Besondere: Heilwolle wird nur einmal gewaschen und enthält dadurch noch eine ordentliche Portion Wollwachs, ein Gemisch aus pflegenden Fettsäuren und Fettalkoholen (Lanolin). Diese verleihen der Heilwolle nicht nur ihren charakteristischen Geruch, sondern haben auch eine isolierende Wirkung, so dass der Wärmflaschen-Effekt nochmal verstärkt wird. Die wärmende Eigenschaft von Schafwolle wird dadurch so hoch, dass Schafe schon ab 10 Grad Außentemperatur ihren Körper aktiv runterkühlen müssen! Verrückt, oder?

Darüber hinaus fördert die Struktur der Heilwolle durch viele feine Härchen die Durchblutung der Haut, was zu einem wärmenden Effekt führt. Kein Wunder also, dass Heilwolle wie eine kleine Wärmflasche wirkt – ganz ohne Plastik, ohne Strom und ohne Risiko einer Überhitzung!

Neben dem wärmenden Effekt hat Wollwachs aber auch eine pflegende und wasserbindende Wirkung – eine ideale Kombination, insbesondere für Neugeborene und die sensible Phase nach der Geburt.

In meiner Hausapotheke fürs Wochenbett findest du noch mehr solcher praktischen Alltagshelfer.

Warum Heilwolle so besonders ist – ihre drei Haupteffekte

1. Heilwolle speichert wohltuende Wärme

Heilwolle wirkt wie eine kleine natürliche Wärmflasche. Durch ihre locker gekräuselte Struktur enthält sie viel Luft – und Luft gilt bekanntlich als guter Wärmespeicher. Die Wolle nimmt also deine Körperwärme oder die deines Babys auf und gibt sie sanft wieder ab. So entsteht eine gleichmäßige, angenehme Wärme, ohne Überhitzungsgefahr. Ideal bei Bauchweh, Husten oder empfindlicher Babyhaut.



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2. Heilwolle pflegt mit natürlichem Lanolin

Lanolin – das Wollwachs in der Heilwolle – ist eine natürliche Schutzschicht. Es wirkt rückfettend, schützt die Haut vor dem Austrocknen und unterstützt die Wundheilung. Besonders vorteilhalft gerade bei empfindlichen Brustwarzen in der Stillzeit oder bei einem wunden Babypo.



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3. Heilwolle nimmt überschüssige Feuchtigkeit auf

Heilwolle kann bis zu 40 % ihres Eigengewichts an Flüssigkeit aufnehmen – ohne sich klatschnass anzufühlen. Das hilft besonders bei wundem Po oder in feuchten Hautfalten. Die Haut bleibt trocken, kann atmen – und wird gleichzeitig gepflegt.

Diese drei Eigenschaften machen Heilwolle zu einem vielseitigen Helfer im Babyalltag.



Und das Beste: Sie lässt sich super einfach anwenden. Ich zeig dir jetzt fünf Möglichkeiten, wie du Heilwolle ganz praktisch einsetzen kannst.

Heilwolle in der Babyzeit – 5 praktische Anwendungen

1. Heilwolle anwenden bei wundem Po



Ein wunder, geröteter Po gehört leider zu den Klassikern im ersten Babyjahr. Dann kann Heilwolle zu Vorbeugung ganz einfach helfen: Einfach eine kleine Menge – etwa walnussgroß – leicht verzwirbeln und in die saubere Po-Falte legen. Die wärmende und feuchtigkeitsziehende Wirkung hilft, die Haut zu beruhigen.

⚠️Aber: Wenn die Haut bereits rissig oder nässend ist, bitte zuerst eine dünne Kompresse auflegen – so verhinderst du, dass sich einzelne Wollfasern mit der Wunde verkleben, die du dann später schmerzhaft wieder rausziehen musst. ⚠️

2. Heilwolle bei wunden Hautstellen



Auch in den Leisten, unter den Achseln oder hinter den Ohren kann es bei Babys schnell wund werden. Hier punktet Heilwolle gleich doppelt: Sie saugt überschüssige Feuchtigkeit auf und versorgt die Haut durch das Lanolin gleichzeitig mit rückfettender Pflege. Einfach ein kleines Stück zwischen Haut und Kleidung legen – fertig.

☝️Bitte beachte: Nicht bei offenen Stellen – und bitte keine zusätzliche Creme darunter verwenden, sonst kann die Heilwolle ihre Wirkung nicht entfalten.

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3. Heilwolle bei wunden Brustwarzen in der Stillzeit

Viele Hebammen empfehlen Heilwolle auch in der Stillzeit. Einfach eine kleine Kugel Heilwolle direkt in den BH gesteckt, kann durch gereizte Brustwarzen beruhigen. Vor allem, wenn deine Brustwarzen kälteempfindlich sind oder du sogar an einem Vasospasmus leidest, kann dir die Heilwolle richtig gut helfen.

Sind deine Brustwarzen jedoch wund, bevorzuge ich eine andere Kombination - aus reinem Lanolin (erhältlich als Brustwarzensalbe) und einem Brustwarzendonut. Und wenn du magst, könntest du dann obendrauf noch ein bisschen Heilwolle geben.

Und übrigens: Von den oft empfohlenen Silberhütchen bei wunden Brustwarzen halte ich ehrlich gesagt wenig. Viel sinnvoller ist es, der Ursache auf den Grund zu gehen – denn meistens liegt es daran, dass das Baby nicht optimal an der Brust angelegt ist.

Wie das richtig funktioniert, zeige ich dir Schritt für Schritt in meinem Buch Stillstart, damit du dein Baby ganz einfach und schmerzfrei stillen kannst!

4. Heilwolle bei Blähungen anwenden

Wenn dein Baby mit Bauchweh oder Koliken kämpft, kann Wärme in Kombination mit einer kleinen Bauchmassage Wunder wirken.

Normalerweise empfehle ich das so:

Zuerst den Bauch mit einem milden Bäuchlein-Öl im Uhrzeigersinn massieren, dann etwas Heilwolle auflegen und mit einem eng anliegenden Wolle-Seide-Body fixieren. So entsteht eine kleine, gleichmäßige Wärmewirkung – ganz ohne Wärmflasche oder Risiko für Überhitzung.



Mach die Bauchmassage regelmäßig, z.B. bei jedem Windelwechseln. Wenn die Symptome wie grüner Stuhlgang weiter anhalten, dann sprich mit deiner Stillberaterin oder, wenn du dein Kind eine Ersatznahrung bekommt mit einer Fachkraft für Formula ernährte Säuglinge. 

5. Heilwolle bei Husten – natürliche Brustwickel fürs Baby

Bei Babys (und auch bei größeren Kindern) kann Heilwolle als wärmender Brustwickel helfen, vor allem nachts bei quälendem Hustenreiz.

Dafür die Brust mit einem geeigneten ätherischen Öl für Kinder einreiben und dann die wärmende Heilwolle auflegen, z. B. unter einem engen Body.

Die Wärme entspannt die Muskulatur und beruhigt den Hustenreiz – eine sanfte und schnelle Alternative zu herkömmlichen Wickeln.

Übrigens: In meinem Buch Kinderleicht durch die Erkältungszeit findest du noch mehr solcher Hausmittel – einfach & wirksam.

‼️Worauf du bei der Anwendung von Heilwolle achten solltest ‼️

So wunderbar natürlich Heilwolle auch ist – ein paar Dinge solltest du unbedingt beachten, damit sie dir und deinem Baby wirklich gut tut:

❗ Nicht auf offene Wunden

Heilwolle ist ein Naturprodukt – sie wird nicht sterilisiert und enthält winzige Fasern, die sich bei offenen Hautstellen mit der Wunde verkleben können.

Deshalb: Wenn die Haut schon offen oder nässend ist, lieber zuerst eine sterile Kompresse auflegen. Die Heilwolle kann dann trotzdem ihre Wärme und feuchtigkeitsbindende Wirkung entfalten – ohne Risiko.

❗ Allergierisiko durch Lanolin

Lanolin – das natürliche Wollfett – ist zwar wunderbar pflegend, kann aber bei empfindlichen Menschen auch Allergien auslösen. Wenn du oder dein Baby zu allergischen Reaktionen neigt, teste Heilwolle zunächst an einer kleinen Stelle.

❗ Nicht waschen – nicht mehrfach verwenden

Heilwolle darf nicht gewaschen werden, da dabei das pflegende Lanolin verloren geht. Außerdem können sich beim Waschen Bakterien vermehren – gerade wenn du vorher die Heilwolle im Windelbereich angewendet hast.

Daher gilt: Einmalanwendung empfohlen – danach entsorgen. (Zum Glück kommt Heilwolle meist in recht großen Beuteln – das reicht eine ganze Weile.)

❗ Nicht nötig: Cremes oder Salben unter der Heilwolle

Normalerweise empfehle ich, nur Heilwolle oder Creme – aber nicht beides gleichzeitig zu verwenden.

Wenn du zusätzlich eine Creme aufträgst, kann die Heilwolle nicht mehr richtig die pflegende Wirkung entfalten (die Wärmewirkung bleibt natürlich bestehen). Das Lanolin kommt nicht zur Haut, und Feuchtigkeit kann nicht mehr gut aufgenommen werden. 

Wo kann man Heilwolle kaufen – und worauf solltest du achten?

Heilwolle bekommst du in vielen Drogerien (z. B. dm, Rossmann) und in deiner Apotheke vor Ort. Oft wird sie auch unter dem Namen Fettwolle angeboten.

Achte beim Kauf darauf, dass sie:

• möglichst naturbelassen ist (also nicht parfümiert oder stark nachbearbeitet),

• nur einmal gewaschen wurde – damit das wertvolle Lanolin erhalten bleibt,

• und am besten aus kontrollierter Tierhaltung stammt (z. B. kbT – kontrolliert biologische Tierhaltung).

Je nach Anbieter gibt es Unterschiede in der Packungsgröße – aber selbst eine kleine Packung reicht oft für viele Anwendungen.

Wichtig ist nur: Lagere die Heilwolle trocken und sauber, am besten in einem verschlossenen Beutel oder einer Dose.

💡 Extra-Tipp von mir:

Heilwolle findest du auch in speziell zertifizierten babyfreundlichen Apotheken. Diese haben sich auf die Themen Schwangerschaft, Stillzeit und Babygesundheit spezialisiert – und beraten dich auch ganz individuell, wenn du dir unsicher bist, welches Produkt für dich oder dein Baby das richtige ist.

Wenn du dich gerade auf die Geburt vorbereitest oder mitten im Wochenbett steckst, lohnt sich ein Blick auf meine Checkliste fürs Wochenbett – da findest du neben Heilwolle noch viele weitere kleine Helfer, die dir den Start erleichtern.

Heilwolle – simpel, natürlich, wirksam

Heilwolle ist eines dieser Produkte, das man gerne unterschätzt – bis man merkt, wie vielfältig und hilfreich es wirklich ist.

Ob bei wundem Po, empfindlicher Haut, Brustwarzen in der Stillzeit oder Husten und Bauchweh: Diese kleine Portion Schaf bietet erstaunlich viel Unterstützung – durch Wärme, Pflege und super einfache Anwendung.

Ich hoffe, du probierst Heilwolle bald selbst aus und kannst die Tipps aus diesem Blogartikel gut zuhause umsetzen – und dass dein Vorrat an Heilwolle bald nicht mehr ungenutzt im Regal liegt. 😊

Alles Liebe
Deine Clara